Handys im Test Google Pixel 9 und 9 Pro (XL) - was können die KI-Smartphones?
Düsseldorf · Früher standen bei neuen Smartphones schnellere Prozessoren, noch mehr Megapixel bei den Kameras, die Akkulaufzeit und der Speicher im Vordergrund. Heutzutage sind es die neuesten KI-Spielereien. So auch bei den neuen Google-Pixel-9-Geräten. Unser Test.
03.09.2024, 08:30 Uhr
„Oh, du hast jetzt ein iPhone?“ - diese Frage bekam unser Tester in den vergangenen zwei Wochen bestimmt vier oder fünf Mal gestellt. Nein, ich bin nicht auf ein Applegerät umgestiegen, ich teste derzeit nur das neue Google Pixel 9. Die drei Geräte - das Pixel 9, das Pixel 9 Pro und das Pixel 9 Pro XL - sehen in ihrer neuesten Version, das muss man den Fragenden zugestehen, tatsächlich einem iPhone nicht unähnlich.
Das Äußere
Google hat sich bei der neunten Generation seiner Pixel-Smartphones - übrigens genau wie Samsung beim Galaxy S 24 - dazu entschlossen, die äußeren Ränder gerade zu gestalten, wie man das eben seit längerer Zeit von den iPhones kennt.
Spätestens beim Blick auf die Rückseite der Geräte ist es mit der Ähnlichkeit dann aber auch schon wieder vorbei. Den seit dem Pixel 6 typischen Kamerabalken hat Google auch den 9er-Geräten spendiert. Der reicht zwar diesmal nicht von Rand zu Rand und hat die Form einer Pille, ist aber dennoch unverkennbar.
Erstaunlich: Der Temperatursensor hat es wieder in die Pro-Geräte geschafft, er prangt wie im Pixel 8 Pro im Kamerabalken unter dem Blitzlicht. Interessant zu erfahren wäre es, wie viele der Pixel-Pro-Besitzer diesen öfter als ein- oder zweimal benutzt haben. Zumal ihm, zumindest hierzulande, weiterhin die Zertifizierung für den Einsatz als Fieberthermometer fehlt. [Update: Seit 3. September 2024 kann mit dem Sensor auch in Deutschland und weiteren europäischen Ländern die Körpertemperatur gemessen werden.]
Die Rückseiten der Geräte bestehen aus recht stabilem Gorilla Glass Victus 2, bei den Pro-Modellen matt gehalten, beim 9er glänzend. Bei den Alurahmen um die Geräte und die Kamerabalken verhält es sich genau umgekehrt, glänzend bei den Pros, matt beim normalen 9er.
Auf der Gehäuseunterseite ist der Lautsprecherschlitz nach links gewandert, rechts von der Ladebuchse wurde der Slot für die Sim-Karte platziert.
An den Abmessungen hat sich kaum etwas geändert, das Pixel 9 Pro XL ist so große wie sein Vorgänger Pixel 8 Pro, das 9 Pro und das 9 sind so groß wie das Pixel 8.
Die Displays
Im Pixel 9 kommt wieder ein 6,3 Zoll großes Actua-Display zum Einsatz, in den beiden Pro-Modellen 6,34 bzw. 6,8 Zoll große Super-Actua-Bildschirme. Hier hat Google bei der Helligkeit nochmals zugelegt, das normale 9er strahlt mit 1800 Nits, in der Spitze mit 2700, die Pro-Modelle kommen auf 2000 Nits, in der Spitze gar auf 3000. Was sagen uns diese Zahlen? Nun, die Bildschirme können die Helligkeit bei strahlendem Sonnenschein so weit hochregeln, dass sie noch problemlos abgelesen werden können.
Beim Fingerabdrucksensor hat Google endlich statt eines optischen einen Ultraschallsensor verbaut. Der ist auf jeden Fall schneller und auch sicherer. Dass er etwa auch mit nassen Fingern funktioniert, konnte er im Test nicht unter Beweis stellen.
Für Ästheten erwähnenswert: Die wirklich sehr dünnen Ränder ums Display wurden an allen vier Seiten gleich breit gestaltet. Das war nicht immer so und ist schön fürs Auge.
Für alle erwähnenswert: Auch in diesem Jahr verkauft Google seine Displays wieder unter Wert, zumindest bei den Pro-Modellen. Zwar ist die maximale Aktualisierungsrate von 120 Hertz diesmal aktiviert, jedoch lösen die Bildschirme nicht in voller Auflösung auf. Das sollte jeder nach der Einrichtung ändern, eine verminderte Akkulaufzeit war im Test dadurch nicht spürbar. („Einstellungen>>Display>>Bildschirmauflösung“, hier auf „Volle Auflösung“ stellen).
Die Kameras
An der grundsätzlichen Kameraausstattung hat sich nichts geändert. Während sowohl das 9er als auch die Pro-Modelle eine 50-MP-Weitwinkel- und eine 48-MP-Ultraweitwinkelkamera verbaut haben, haben die Pro-Modelle zusätzlich eine 48-MP-Telekamera mit fünffachem optischen Zoom.
Eine Aufwertung haben die Pro-Modelle bei der Selfiekamera bekommen, diese löst jetzt mit 42 Megapixel auf und das Sichtfeld des Ultraweitwinkels hat von 95° auf 103° zugelegt. Das 9er hat die gleiche 10,5-MP-Selfiekamera wie die 8er-Modelle.
Wie gewohnt liefern die Pixel bei der Fotoqualität ab, das zeigt etwa der zweite Platz im Gesamtranking für das Pro-XL-Modell beim renommierten DXOMARK-Test. Das zeigt aber auch der eigne Eindruck. Bei Tageslicht liefern die Kameras erstklassige Aufnahmen und auch bei Nacht sind die Fotos sehr detailreich.
Möchte man die Ergebnisse der Kamerasoftware weiter nach seinen Vorstellungen optimieren, hilft die KI. Der „Magic Editor“ kann Fotos per Text-Befehl anpassen oder auch mit zusätzlichen Objekten ergänzen. So wird etwa aus einem Hund eine Katze, aus einer grauen Straße eine Blumenwiese oder aus einem langweiligen Himmel eine dramatische Wolkenformation. Das klappt manchmal überraschend gut, dann präsentiert die KI aber auch Bilder, die mit dem gewünschten Ergebnis so gar nichts gemein haben.
Fast durchweg gute Ergebnisse liefert die „Mich hinzufügen“-Funktion, mit der man Personen zu einem Foto hinzufügen kann. Die Idee dahinter ist, dass zum Beispiel die Person, die ein Gruppenfoto aufnimmt, am Ende auch auf dem Bild sein kann. Sie muss sich dafür an derselben Stelle fotografieren lassen. Die Software gibt auf dem Display entsprechende Anweisungen und fügt die beiden Bilder dann zusammen.
Mit „Automatischer Bildausschnitt“ bekommt man neue Perspektiven angeboten. Ist der Bildausschnitt größer als das Original, versucht die KI die entstandenen Lücken aufzufüllen. Bei klaren, gradlinigen Strukturen klappt das meist ganz gut, sonst haben die Ergebnisse noch Luft nach oben.
Diese Funktionen dürften die Diskussionen darüber weiter anfachen, ob Künstliche Intelligenz zu sehr die Foto-Realität verfälschen kann. Mit dem Google-Tool SynthID bekommen die Bilder immerhin in den Metadaten ein Wasserzeichen, um sie als KI-generiert identifizieren zu können.
Weitere KI-Spielereien
Nicht alle bei der Präsentation der Pixel-9-Geräte gezeigten KI-Funktionen sind auch Deutschland verfügbar. Die Screenshot-App, die aufgenommene Bildschirmfotos etwa von Produkten in Onlineshops oder von Eintrittskarten ordnen und durchsuchen kann und weitere Daten wie die URL der abfotografierten Seite speichert, ist zunächst nur in den USA nutzbar.
Ebenso die sicherlich hilfreiche Funktion Call Notes. In Telefongesprächen gibt es manchmal wichtige Informationen - während man nichts zum Schreiben zur Hand hat. Call Notes erstellt ein Transkript der Unterhaltung, das nur auf dem Gerät gespeichert wird und nicht in die Cloud kommt. Der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung bekommt einen Hinweis, dass das Gespräch aufgezeichnet wird.
Immerhin verfügbar, jedoch zunächst nur, wenn die Sprache des KI-Assistenten Gemini auf Englisch gestellt wird, ist Gemini Live. Das ist eine wirklich beeindruckende Funktion. Hier ist eine freie Unterhaltung mit dem Chatbot möglich. Man kann der KI sogar ins Wort fallen und etwa um weitere Infos zu bitten oder das Gespräch in eine andere Richtung lenken. Zehn verschiedene Stimmen stehen zur Auswahl. Beendet man das Gespräch, steht ein Transkript zur Verfügung.
Gemini Live ist nicht exklusiv für Pixel-Geräte verfügbar, soll demnächst sogar auf dem iPhone funktionieren. Eine Voraussetzung ist ein Gemini-Advanced-Abo - das für Käufer einer Pro-Version des Pixel 9 für ein Jahr inklusive ist, sonst rund 21 Euro pro Monat kostet, inklusive zwei Terabyte Cloudspeicher.
Ende August hat Google die neuen Gemini-Funktionen Gems und Imagen 3 angekündigt, die derzeit ausgerollt werden. Mit erster lassen sich Experten erstellen, etwa eine Lernhilfe, ein Schreibassistent oder ein Programmierer. Gems können sich eine Vielzahl von detaillierten Anweisungen merken, damit lässt sich bei langwierigen, sich wiederholenden oder schwierigen Aufgaben Zeit sparen. Mit Imagen 3 kehrt die Bildgenerierungsfunktion zu Gemini zurück, die Google vor einiger Zeit wegen diverser Pannen abgeschaltet hatte. Auch Bilder mit Personen sollen dann generiert werden können, das bleibt jedoch zunächst Nutzern mit kostenpflichtigem Abo vorbehalten.
Sehr cool ist die Möglichkeit, sich von Gemini Youtube-Videos zusammenfassen zu lassen - etwa die Zutaten in einem Rezeptvideo oder die genannten Highlights in einem Reisevideo.
Ausstattung und Preise
Das Pixel 9 gibt es in vier Varianten. Das Standard-Modell bekommt man zu einem Preis ab 899 Euro mit 128 Gigabyte (GB) Speicherkapazität. Beim Pixel 9 Pro fangen die Preise mit gleicher Speicherkapazität bei 1099 Euro an. Beide Versionen haben ein Display mit einer Diagonale von 6,3 Zoll. Das Pixel 9 Pro XL mit einem 6,8-Zoll-Display kostet dann schon mindestens 1199 Euro - und 1689 Euro mit einem Terabyte Speicherplatz. Die beiden Pro-Modelle haben mehr Arbeitsspeicher (16 statt zwölf GB), wodurch die KI-Software besser laufen dürfte.
Dann gibt es noch das auffaltbare Pixel 9 Pro Fold, das mit einer Speicherkapazität von 256 GB ab 1899 Euro zu haben ist (Test folgt später). Als Kompromiss hat es eine etwas einfachere Kamera als die anderen Pro-Modelle, weil deren aufwendigeres Linsen-System mehr Platz gebraucht hätte. Das äußere Display des Pro Fold hat eine Diagonale von 6,3 Zoll und das innere Display lässt sich auf eine Größe von 8 Zoll aufklappen.
Angetrieben werden die Geräte vom Tensor G4, einem Prozessor, den es so eigentlich gar nicht geben sollte. Google wollte sich für die vierte Generation bereits vom Kooperationspartner Samsung gelöst und den Chip allein produziert haben. Das wurde nun auf die Pixel-10-Generation verschoben. Die Unterschiede zum G3-Prozessor halten sich daher in Grenzen. Immerhin heizen die Geräte nicht mehr so stark auf wie die Vorgänger und in Kombination mit einem neuen Modem ist auch das Akkumanagement besser geworden, die Geräte halten vom Start weg länger durch.
Kurioserweise werden die neuen Pixel-Geräte mit der alten Android-14-Version ausgeliefert. Vielleicht war man bei Google zu sehr mit dem Thema KI beschäftigt, sodass Android 15 nicht rechtzeitig fertig geworden ist.
Fazit
Google stellt mit der Pixel-9-Reihe wieder sehr gute Smartphones in die Regale. Die Geräte sehen klasse aus, liegen gut in der Hand, haben erstklassige Kameras und viele (sinnvolle) KI-Funktionen an Bord. Abgesehen von der Prozessor-Power (die wohl nur Zocker von sehr anspruchsvollen Spielen bemerken dürften) können sie locker mit der Samsung Galaxy-S24-Reihe und wohl auch mit dem kommenden iPhone 16 mithalten.
Leider sind viele der KI-Funktionen hierzulande bislang nur in englischer Sprache oder noch gar nicht verfügbar - was bei der künftigen iPhone-Generation mit „Apple Intelligence“ wohl ebenso sein dürfte. Die bereits vorhandenen Features sind jedoch stark und machen neugierig auf das, was noch kommt.
Sehr lobenswert ist wie beim Vorgänger die siebenjährige Updategarantie, das hält die Geräte lange frisch und macht die verspätete Auslieferung von Android 15 verschmerzbar.
Unser Favorit unter den drei Pixel-9-Geräten ist ganz klar das Pixel 9 Pro. Abgesehen von Akku- und Displaygröße ist es identisch mit dem Pixel 9 Pro XL, ist jedoch deutlich handlicher und etwas günstiger. Ein echter Gewinn für Fans von kompakten Top-Smartphones. Wer keinen Wert auf eine Telekamera legt, sollte das Pixel 9 ins Auge fassen. Für Fans von großen Displays und voller Power ist das Pixel 9 Pro XL erste Wahl.
Jedoch: Besitzer eins Pixel 8 Pro (hier unser Test) müssen sich keine Gedanken über einen Umstieg machen, dafür sind die Unterschiede - auch aufgrund der noch fehlenden KI-Funktionen - zu marginal. Wer von einer anderen Marke oder einem älteren Pixel wechseln möchte, der kann eigentlich nichts falsch machen. Schon bald dürften auch die Preise etwas purzeln.
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